Material: Veganes Garn von myboshi (Produkttest*)

Material: Veganes Garn von myboshi (Produkttest*)Anfang April war ich auf der h+h cologne – der größten internationalen Messe für Handarbeiten und Handwerk in Köln. Es war gigantisch und wirklich inspirierend, wie viele kreative Ideen ich mir nach Hause  mitnehmen konnte! Beim Herumschlendern auf dem riesigen Areal ist mir ein Schild ins Auge gefallen: „100% vegan“. Ich hatte den myboshi-Stand gefunden.

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Das musste ich mir natürlich gleich mal anschauen. Anna vom myboshi-Team hat mir erst mal alles Wissenswerte zum veganen Garn erklärt und war so lieb, mir knapp eine Woche später ein super Testpaket mit dem veganen „Lieblingsfarben NO.2“-Garn zuzusenden. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal!

Neben der veganen Ernährung, auf die ich vor drei Jahren umgestiegen bin, achte ich auch darauf, dass meine Kleidung und mein restlicher Alltag umweltbewusster werden. Veganes Garn gehört da natürlich auch dazu. Aber was macht das Garn jetzt vegan und was ist denn das Problem bei Schurwolle?Material: Veganes Garn von myboshi (Produkttest*)

Veganer Trend vs. veganer Lebensstil

Ich sehe jetzt schon viele mit den Augen rollen: „Vegan ist jetzt überall, das nervt.“ Klar: Vegane Lebensmittel, Kleidung und andere Produkte sind im Trend. Man hat oft den Eindruck, viele große Hersteller sehen die bislang stiefmütterlich behandelte Nische jetzt als lukrative Ecke, aus der heraus sie uns Konsumenten nur so überschwemmen mit veganen Produkten.

Ich gebe ganz offen zu: Mit dem veganen Lebensstil habe ich mich auch erst beschäftigt, als es vor ein paar Jahren immer öfter thematisiert wurde. Aber Trends sind nicht nur oberflächliche Modeerscheinungen, die nach einiger Zeit wieder verschwinden.

Ein Trend zeigt auch, dass sich viele Menschen damit beschäftigen. Also ist es natürlich erst mal ein Hype, aber hinter jedem Trend steckt auch immer ein Anlass. In diesem Fall der Anlass zum Umdenken, der viele Menschen dazu bewegt, ihr Leben ändern zu wollen.Material: Veganes Garn von myboshi (Produkttest*)

Das Problem mit Schurwolle

„Ein Schaf steht auf der Wiese und ab und zu wird es geschoren. Was soll daran jetzt schlimm sein?“ Natürlich nichts, nur ist das eben nicht alles. Gerade in vielen nicht-EU-Ländern gibt es keine Tierschutzgesetze, die bestimmte Praktiken verbieten.

Um die Wolle vor Schädlingen zu schützen, werden Schafe beim sogenannten „sheep dipping“ in Becken mit flüssigen Chemikalien getunkt. „Mulesing“ nennt sich ein anderes Verfahren (z.B. in Australien), bei dem den Schafen (ohne Betäubung) Hautfalten am After weggeschnitten werden. So verhindert man, dass sich dort Schädlinge einnisten.

Kathi hat in ihrem Beitrag über das Garn von Rosy Green Wool schon mal hierüber geschrieben, denn zum Glück gibt es auch Garnhersteller, bei denen die Tiere nicht zu Schaden kommen (zum Beispiel Rosy Green Wool oder „fairAlpaka“).Material: Veganes Garn von myboshi (Produkttest*)

Lieblingsfarben NO. 2 von myboshi

Die Lieblingsfarben NO. 2 von myboshi bestehen zu 85% aus Baumwolle und zu 15% aus Kapok. Kapok ist eine Naturfaser, die aus den Früchten des Kapokbaumes gewonnen wird – ein bisher eher wenig bekanntes Material, das allerdings sehr leicht und atmungsaktiv ist. Perfekt also für Mützen oder Kleidungsstücke, die direkt auf der Haut getragen werden.

Es ist sehr weich und anschmiegsam, wie man es von einem Baumwollgarn erwartet. Beim Häkeln hat es sich sehr gut verarbeiten lassen – vor allem dann, wenn ich bei der Test-Anleitung wieder etwas aufribbeln musste.

Es ist in vielen knallbunten und auch gedeckteren Farben erhältlich – ich hatte eine schöne Auswahl in Pastelltönen in meinem Paket, aus dem ich dann gleich eine Amigurumi-Häkelanleitung für eine kleine Kitty gemacht habe. Sie sieht einfach viel zu niedlich aus mit dem riesigen Kopf! Die Anleitung kommt dann nächste Woche.Material: Veganes Garn von myboshi (Produkttest*)

„Mit gutem Gewissen“

Das steht auf den Etiketten der neuen Lieblingsfarben NO. 2. Das hat mich zum Nachdenken gebracht, denn genau das hat mich damals auch zum Umdenken bewegt – mein schlechtes Gewissen.

Und genau hier liegt das Problem: Nie war es so leicht, sich zu informieren und nie gab es eine Zeit, in der wir besser darüber aufgeklärt waren, wo was herkommt und wie es hergestellt wurde. Wir wissen Bescheid über Legebatterien, geschredderte Küken, Billig-Fleisch, Gänsestopfleber, Echtpelz und Kinderarbeit oder generelle Ausbeutung von Arbeitskräften bei großen Modeketten. Material: Veganes Garn von myboshi (Produkttest*)

Nie mussten wir (wegen der ganzen Informationsflut in den Medien) so oft erschreckende Inhalte ausblenden, weil sie unser Leben sonst so negativ erscheinen lassen würden. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Ich bin ja selbst so: Ich wusste schon jahrelang, dass mein bislang liebster Modeladen seine Klamotten in Bangladesch fertigen lässt – unter unzumutbaren Bedingungen. Damit ich mir dann einen Pulli für 15,- € kaufen konnte.

Was ich euch damit sagen will

Ich versuche das jetzt mal in klare Worte zu fassen, weil ich es so kompliziert und vielschichtig finde: Veganes Garn ist eben ein Anfang. Man kann nicht alles richtig machen, sonst müsste man wieder alles selbst herstellen, seine Lebensmittel selbst anbauen und sich seine Kleidung vom Schaf bis zum Pulli selbst machen.

Ich bin froh, dass es immer leichter wird, vegan zu leben und ich viele Alternativen angeboten bekomme, die ich mit gutem Gewissen kaufen kann. Ich bin sehr angetan von den veganen Lieblingsfarben NO. 2 und freue mich schon auf nächste Woche – dann bekommt ihr nämlich die Anleitung für die gehäkelte Amigurumi-Kitty.

Vielen Dank an myboshi für das Garn und den Anlass, wieder mal intensiv über mein veganes Leben nachzudenken und zu erklären, warum ich mich dafür entschieden habe!

*Produkttest: Was bedeutet das?
Das bedeutet, dass mir der Hersteller myboshi das Garn kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt hat. Der Artikel spiegelt meine eigene Bewertung wider, für die ich nicht vom Hersteller bezahlt werde.

5 Gedanken zu “Material: Veganes Garn von myboshi (Produkttest*)

  1. Ich zitiere: „Und genau hier liegt das Problem: Nie war es so leicht, sich zu informieren und nie gab es eine Zeit, in der wir besser darüber aufgeklärt waren, wo was herkommt und wie es hergestellt wurde.“ Und jetzt stimme ich dir zu!
    Ich selbst lebe nicht vegan, nicht mal vegetarisch, ist ja jedermanns eigene Entscheidung. Aber ich verstehe, was du sagen willst, und bin voll auf deiner Seite. Ich selbst beschäftige mich viel mit Nachhaltigkeit und Müllvermeidung. Und obwohl jetzt der Plastikteppich auf den Meeren immer öfter in den Nachrichten ist und auch die Zahlen zum produzierten Müll jährlich steigen, werde ich trotzdem immer noch belächelt, wenn ich sage, dass ich einmal in der Woche zwanzig Minuten zu Fuß zum Wochenmarkt gehe, um meine Wurst da von artgerecht gehaltenen Hühnern aus dem Nachbardorf unverpackt für viel Geld zu kaufen, anstatt ständig in den drei Minuten entfernten Supermarkt zu rennen.
    Aber auch hier steigt glücklicherweise das Bewusstsein 😉

    Und ich finde es gut, dass du den veganen Lebensstil auf das ganze Leben ausweitest. Auch wenn es Wolle von glücklichen Schafen gibt, ist es nicht verkehrt, eine gewisse Konsequenz im Leben walten zu lassen 😉

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    1. Liebe Claudia,
      was für ein wundervoller Kommentar – danke! Ich finde es so schön zu hören, dass mein Artikel nicht missverstanden wird: Mit dem erhobenen Zeigefinger finde ich sowas auch nicht richtig. Jeder soll selbst entscheiden, wie er leben möchte. Aber wenn sich eben das schlechte Gewissen regt (egal ob bei Plastikmüll, Fleisch oder der Mango aus Übersee), der kann schon mit ganz kleinen Veränderungen im Alltag was dafür tun, dass es weniger/besser wird. Dein Beispiel mit dem Wochenmarkt ist so treffend – oft ist man wirklich nur zu bequem, um den vielleicht längeren Weg auf sich zu nehmen oder man erliegt dem Überangebot an Obst und Gemüse im Suüermarkt um die Ecke, das es von überall her zu egal welcher Jahrezeit gibt … Obwohl man schon weiß, dass es eigentlich nicht sinnvoll ist, im März Erdbeeren zu kaufen.
      Ich kenne aber mittlerweile schon so viele Menschen, die bewusster solche kleinen Alltags-Entscheidungen treffen oder sich auch ganz dafür entscheiden, nur noch saisonal/regional einzukaufen soweit es möglich ist etc.
      Und ich denke mir auch immer: Keiner kann/muss ALLES richtig machen. Aber das heißt nicht, dass man deswegen erst gar nicht anfangen muss, ein bisschen was zu verändern …
      Ich danke Dir, dass Du mich an Deinen Gedanken hierzu hast teilnehmen lassen – es ist so ein spannendes Thema und ich freue mich immer riesig, wenn ich mich hierzu austauschen kann!
      Liebste Grüße aus Regensburg,
      Deine Lisi

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  2. Ich stimme voll mit Claudias Kommentar überein.

    Ich lebe selbst weder vegan noch vegetarisch und wie du oben im Artikel schon vermutest, geht mir dieser ganze „Trend“ sowieso schon lange auf die Nerven. Aber deinen Artikel habe ich mit Interesse gelesen! Ursprünglich habe ich ihn nur geöffnet, weil ich schon am Augen rollen war und lediglich wissen wollte, womit denn nun das „Tier in der Wolle“ ersetzt wird.

    Letztendlich muss ich sagen, dass es sehr erfrischend war mal einen sachlichen und mit guten Argumenten untermauerten Artikel zu diesem Thema zu lesen. Vielen Dank dafür! 🙂

    Schön zu sehen, dass einige Menschen ihre Ansichten kundtun können ohne die Gegenmeinungen konsequent als falsch abzustempeln und Andere bekehren zu wollen. Daumen hoch! ♥

    LG

    Naddy

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    1. Liebe Naddy,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Es bedeutet mir sehr viel, hierzu so eine positive Rückmeldung zu bekommen – wie schön, dass Du dir die Zeit genommen hast, mir das so ausführlich zusammenzuschreiben.

      Es ist so ein komplexes Thema und Ernährung betrifft ja nun wirklich jeden – egal was man isst und was man nicht isst. Ich beschäftige mich sehr viel damit, aber eben hauptsächlich mit der Frage, wie man möglichst tolerant damit umgehen kann.

      Jeder hat seine eigenen kleinen „Baustellen“ um die Welt ein bisschen besser zu machen – das geht aber auf ganz unterschiedliche Weise.

      Ich denke, ich wäre schon lange einsam und allein, wenn ich immer nur „den Zeigefinger“ erheben würde – ich kann es selbst auch nicht leiden, wenn mir jemand erklärt, ich „lebe falsch“ oder „esse falsch“.

      Dein Kommentar freut mich daher riesigst! 🙂
      Ich sende Dir sonnige Grüße aus Regensburg,
      Deine Lisi

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  3. Sehr gerne. 🙂

    Ich denke genau das ist der Knackpunkt: „Jeder hat seine eigenen kleinen „Baustellen“ um die Welt ein bisschen besser zu machen – das geht aber auf ganz unterschiedliche Weise.“

    Na, dann mal auf eine bessere Welt! 🙂

    Liebe Grüße

    Naddy

    Gefällt 1 Person

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