„Fäden vernähen“ – der leidige letzte Schritt einer jeden Strickanleitung. Aber wie funktioniert das eigentlich genau? „Vernähen“ klingt nach so viel Aufwand, nach Nadel, Schere und viel Gefusel. Wenn man mal drüber ist, geht es eigentlich ganz fix. Hier bekommst Du meine besten Tipps und die Anleitung zu den schönen Ringel-Babysöckchen.
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Keine Lust zu lesen?
Dann höre Dir doch einfach diesen Artikel an – in der Audio-Version, gelesen von Lisi höchstpersönlich. Mit zusätzlichen Infos und Tipps. Viel Spaß!
Sagenumwobene Techniken
Das Vernähen von Fäden hat mir im Grunde ganz am Anfang meiner Strick-Laufbahn meine Mama gezeigt. Mittlerweile habe ich mir selbst noch ein paar Kniffe antrainiert, mit denen es auch gut funktioniert. Aber so richtig viele Erklärungen findet man im Netz hierzu offenbar nicht.
Immer mal wieder werde ich von lieben LerserInnen gefragt, wie das genau funktioniert und ob ich hierfür Tipps geben kann. So bin ich auf die Idee zu diesem Artikel gekommen – denn in einer Nachricht auf Facebook, Instagram oder in einem Kommentar alles zu berücksichtigen und detailliert zu erklären, ist auch mir viel zu umständlich. Und so haben ja alle was davon, gell?
Was Du brauchst:
- eine Stopfnadel
- eine Schere
- Geduld und Fingerspitzengefühl 🙂
Lisitipps vorab: Das Vernähen funktioniert bei kleinen Söckchen genau wie bei den großen Exemplaren.
Du bekommst hier von mir sogar eine erweiterte Vernäh-Anleitung, denn diese Söckchen sind mit drei Farben gestrickt. Handelt es sich um Socken mit Farbverlaufsgarn bzw. eingefärbtem Muster, musst Du natürlich nur am Bündchen und an der Spitze den jeweiligen Faden vernähen.
Schritt 1: Alle Fäden nach innen holen
Wenn Du einen Socken fertig gestrickt hast (wie ich sie stricke – vom Bündchen angefangen und endend bei der Spitze), müssten sämtliche lose Fäden auf der Innenseite sein, bis auf den Endfaden an der Sockenspitze.
Das Vernähen soll ja unsichtbar sein – also holst Du Dir zuerst mal alle Fäden auf die Innenseite. Hierzu fädelst Du den Endfaden an der Sockenspitze durch die Nadel…
…und fädelst ihn mit der Nadel ins Innere des Sockens. Am besten greifst Du hierfür mit der linken Hand (wenn Du LinkshänderIn bist mit der rechten Hand) ins Sockeninnere, um die Nadel dort entgegenzunehmen.
Wenn Du nun den Socken auf links drehst, sind alle Fäden sichtbar und das Vernähen kann losgehen.
Schritt 2: Vernähen am Bündchen
Um mir bei normalen Socken mit vorgefärbtem Verlaufsgarn von vornherein einmal das Vernähen am Bündchen zu sparen, mache ich immer Folgendes: Sobald alle Maschen angeschlagen sind und die erste Runde startet, nehme ich zusätzlich zum Arbeitsfaden auch den Aufnahmefaden und stricke die erste Runde mit beiden Fäden.
Wenn ich die erste Runde beendet habe, geht es ganz normal nur mit dem Arbeitsfaden weiter. Das hat den Vorteil, dass man am Ende das Bündchen nur einmal kräftig dehnen muss – dann kann man den Aufnahmefaden einfach mit etwas Spielraum abschneiden und muss ihn nicht vernähen.
Wenn Dir das zu „unsicher“ erscheint, kannst Du ihn natürlich auch vernähen: Hierzu fädelst Du ihn mithilfe der Stopfnadel längs nach unten durch ein paar der Bündchen-Maschen hindurch, bis er an der selben Stelle rauskommt, wie der zweite blaue Faden am Ende des Bündchens.
Diese beiden Fäden werden dann einfach fest verknotet. Ich mache hier immer erst zwei bis drei lockere Knoten übereinander, bevor ich ganz festziehe. Machst Du das Festziehen schon beim ersten Knoten, kann es passieren, dass der Faden aus dem Maschenbild nachgibt und Du das Bündchen versehentlich zusammenraffst.
Dann werden die Fäden mit etwas Spielraum abgeschnitten.
Mit dem roten und weißen Faden machst Du es genauso – Du verknotest sie mit zwei lockeren und dann einem dritten sehr festen Knoten, bevor Du die Fäden mit etwas Spielraum abschneidest.
Wie Du auf dem oberen Bild schön sehen kannst, sind die Knoten fast unsichtbar und stören beim Tragen nicht sonderlich.
Schritt 3: Fäden vernähen an der Ferse
Die Ferse ist ein wenig heikler: Anders als beim Bündchen ist hier schon ein Bereich des Sockens, wo Knoten beim Tragen sehr schnell drücken können.
Hier sorgst Du also am besten dafür, dass die Fäden möglichst seitlich und weit oben vernäht werden können. Wenn Du wie ich eine einfarbige Ferse gestrickt hast, sollten die Fäden hierfür schon am richtigen Platz sein.
Einen einzelnen Faden kannst Du auch sehr schön unauffällig vernähen, indem Du ihn zerteilst. So bekommst Du zwei Fäden, die Du dann wieder miteinander verknoten kannst.
Vorher fädelst Du eine der beiden Faden-Hälften noch mit der Nadel durch eine beliebige Masche direkt daneben und machst dann wieder die beiden lockeren und den dritten festen Knoten, bevor Du die Fäden mit ein wenig Spielraum abschneidest.
Schritt 4: Fäden vernähen an der Spitze
Nun bleiben nur noch die Fäden an der Spitze übrig: Ein blauer, roter und weißer Faden am Beginn der blauen Sockenspitze und ein blauer Faden ganz am Ende der Sockenspitze.
Die drei Fäden am Beginn der Spitze verknotest Du „überkreuz“ – also erst den roten mit dem weißen, dann den weißen mit dem blauen, den blauen dann wieder mit dem roten Faden usw.
Den blauen Faden an der Sockenspitze fädelst Du mit der Nadel erst zwei Mal durch die Sockenspitze, bevor Du so weitermachst, wie bei den Fersen-Fäden:
Du teilst den Faden, fädelst eine Hälfte nochmal durch eine naheliegende Masche und verknotest dann die beiden Faden-Hälften miteinander.
Wenn Du dann noch die Fäden abschneidest, hast Du es auch schon geschafft und alles ist vernäht.
Die Knoten sollten innen immer so platziert sein, dass sie beim Tragen nicht spürbar sind (also bloß keine Knoten unten an der Ferse oder der Unterseite des Sockens).
Mit Spielraum solltest Du die Knoten immer deshalb abschneiden, damit sie beim Tragen noch etwas „nachgeben“ können, ohne dass sie aufgehen. Optimalerweise verfilzen die Knoten auf der Innenseite mit der Zeit durch das Tragen und Waschen der Socken.
Anleitung für süße Ringelsöckchen
Auf Lisibloggt gibt es schon eine sehr ausführliche Anleitung zum Stricken von Babysocken – mit Verlinkung zu Größentabelle und so weiter. Deswegen bekommst Du die Angaben für die einfachen Ringelsöckchen hier im Schnelldurchlauf:
- Garn + Nadeln Stärke 2,5-3 (Garn 4-fädig)
- 40 Maschen anschlagen, auf 4 Nadeln verteilen (je 10)
- 5 Runden Bündchen (1 R / 1 L)
- 2 Runden weiß, 2 Runden rot im Wechsel
- 22 Runden bis Ferse
- Ferse in Blau mit 18 Maschen
- 14 Reihen stricken
- dann Käppchen mit 6 Maschen in der Mitte
- Maschenaufnahme entlang der Ferse mit Blau
- 3 weitere Runden mit Blau, dann beginnen mit Maschenabnahme
- dann wieder 2 Runden Rot, 2 Weiß im Wechsel (weiterhin Maschenabnahme, bis wieder 10 Maschen auf jeder der 4 Nadeln liegen)
- 27 Runden ab Ferse
- Spitze in Blau mit Abnahme in jeder 2. Runde
- sobald noch 5 Maschen auf jeder Nadel, Abnahme in jeder Runde.
- Dann: Fäden vernähen! 🙂
Ein paar Tipps und Links
Wenn Du noch nie Socken gestrickt hast, kann ich Dir meine mehrteilige Anleitung zum Sockenstricken empfehlen – hier habe ich alles gut bebildert und erklärt.
Bei mehrfarbigen Socken (zum Beispiel meinen gestrickten Norwegersocken mit Herzmuster) musst Du die Fäden auf der Innenseite nicht immer gleich abschneiden – beim Ringelmuster kannst Du sie immer am Beginn der Runde einmal verschränken und mitführen.
So schlackern sie im Inneren später nicht rum, sondern es bildet sich (wie auf dem oberen Bild) eine Art „Kordel“, wo Du die Fäden umeinander gelegt hast. Würdest Du die Fäden immer nach zwei Runden abschneiden, hättest Du bei Ringelsöckchen am Ende viel zu viel zu vernähen und viel zu viele unnötige Knoten.
Wenn Du kunterbunte Reste-Socken mit unsichtbarem Garnwechsel stricken möchtest, habe ich Dir auch hierfür meine besten Tipps in Form eines Artikels verlinkt. Es geht viel einfacher als man denkt und Vernähen muss man mit meiner Technik auch nur am Anfang und am Ende der Socken.
Die Verschnitt-Fäden bitte unbedingt aufheben! Man kann sie sammeln und wunderbar zum Ausstopfen von Amigurumi-Tierchen verwenden (so habe ich das bei meinen gehäkelten Wald-Mobile-Tierchen gemacht).
Hast Du noch mittelgroße Reste übrig, dann bieten sich immer mehrfarbige Babysocken als kleine Strick-Projekte an oder zum Beispiel gestrickte Mini-Socken als Schlüsselanhänger.
Wollreste aufheben und wiederverwenden hat nur Vorteile: Du musst für Projekte zum Ausstopfen nicht extra Füllmaterial besorgen und kannst gleichzeitig Müll vermeiden.
Da zeigst du eine schön bebilderte Anleitung. Wenn ich während des Strickens ein neues Knäuel anfange, stricke ich immer einige Maschen mit beiden Fäden und schneide sie anschließend nur kurz ab. Das hat bislang noch immer gehalten.
LG
Ingrid
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Liebe Ingrid,
Vielen Dank für deinen Kommentar! Genau so mache ich das bei meinen Restesocken auch – dann spart man sich das lästige Vernähen.
Liebe Grüße,
Deine Lisi
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Issi hast du eine Anleitung für einen Pulli für Anfänger zum stricken?
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Ja, mein Hirsch-Pulli (wenn man den Hirsch weglässt) 😇
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Lieben Dank!!!! Spitze!!!!
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Interessante Technik, um die Fäden zu vernähen. Mit dem geteilten Faden ist ein gute Idee. Bisher habe ich Fäden immer auf die herkömmliche Art vernäht. Die Anleitungen sind sehr schön bebildert.
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Hallo Lisi
Also mit Knoten bei Socken hab ich keine guten Erfahrungen gemacht.Das mach ich immer so ,dass ich mit mehreren Richtungswechseln vernähe .Das hält immer und ,wie du sagst ,es verfilzt innen immer etwas.Ich achte auch darauf ,dass ich bei mehreren Fäden nicht in die gleichen Maschen vernähe ,weil sonst eine Wurst entsteht die stört.
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