Der Begriff „einfach“ ist ja immer relativ – was ich damit sagen will: Es ist nicht schwierig, sich selbst eine Strick-Anleitung für einen einfachen Pullover auszudenken. Hier gebe ich Dir meine besten Tipps an die Hand zum Stricken von einfachen Pullovern und Jacken. Gerade die ersten Versuche müssen nicht perfekt sein, das habe ich selbst auch erst lernen müssen.
Die Königsklasse
Das Stricken hab ich damals ja mit Socken angefangen, was mir nach einiger Zeit ziemlich leicht gefallen ist. Immer nur Socken zu stricken ist auf Dauer natürlich ein wenig langweilig, weshalb ich mich dann an neue Projekte rangetastet habe: Mützen, Schals, Handschuhe…
Aber Pullover oder Strickjacken waren für mich immer noch die Königsklasse. Ich dachte immer: „Das muss doch unheimlich kompliziert sein – und umrechnen und beachten muss man bestimmt auch ziemlich viel!“
Aber sagen wir mal so: Wenn man am Anfang auch mit etwas simpleren Modellen zufrieden ist, und sich einfach mal ranwagen möchte, sind meine Tipps genau richtig – weil auch für Anfänger geeignet und nicht schwer.
Im Moment beschäftigen mich meine verschiedenen Strick-Jäckchen, wie Du vielleicht schon auf Instagram oder Facebook gesehen hast. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, welche Farbe es am Ende werden soll – aber wenigstens kann ich bei jedem neuen Versuch die Anleitung noch verfeinern.
1. Der Kasten-Pullover
Mein persönlicher Favorit, weil er immer einfach zu stricken ist und mir persönlich der Schnitt sehr gut taugt: Der Kasten-Pullover. Wie der Name schon sagt, ist der Hauptteil (bestehend aus in Hin- und Rückreihen gestricktem Vorder- und Rückenteil) kastenförmig – also viereckig und deshalb auch ohne Zu- oder Abnahmen.
Die Ärmel werden trichterförmig vom Bündchen aufwärts in Hin- und Rückreihen mit gleichmäßigen Maschenzunahmen am Anfang und am Ende bestimmter Hinreihen gestrickt.
Wenn Du ein entsprechendes Garn parat hast, machst Du natürlich erst mal eine Maschenprobe. Um zu bestimmen, wie viele Maschen Du für Vorder- bzw. Rückenteil anschlagen musst (sie werden identisch gestrickt), misst Du unbedingt Deinen Hüft- bzw. Deinen Brustumfang. Den Hüftumfang solltest Du an der Stelle messen, an der später das Bündchen des Pullovers sitzen soll.
Lisitipp: Wenn ich in Hin- und Rückreihen stricke, mache ich meine Randmaschen immer mit der Kettrand-Technik. Wie das funktioniert, liest Du in meinen Lisitipps: „Randmaschen im Kettrand stricken“.
Variante 1: Kasten-Pullover mit Musterborten
Um so einen Kasten-Pullover etwas aufzupeppen, kannst Du am oberen und am unteren Rand der Hauptteile eine Musterborte stricken wie ich bei meinem einfachen Ajourmuster-Pullover. Ajourmuster mag ich persönlich sehr gerne – sie sehen sehr zart aus durch die Loch-Stuktur. Anleitungen für Ajourmuster findest Du im Netz oder in Strickzeitschriften.
Variante 2: Kasten-Pullover mit Norwegermuster
Mein Hirsch-Pullover hat mich viel Zeit gekostet, aber es hat sich gelohnt: So ein Pullover mit Muster vorne drauf ist schon ein Hingucker. Norwegermuster stricken geht einfacher als man denkt, solange man auf die Fadenspannung achtet.
Lisitipp: Wenn Du für Deinen ersten Kasten-Pullover wirklich erst mal ganz simpel vorgehen, aber trotzdem keinen einfarbigen Pullover haben möchtest, warum dann nicht mit Streifen arbeiten?
Gestreifte Pullover gehen immer – und bis auf den regelmäßigen Garnwechsel für die Streifen kannst Du es total gemütlich angehen lassen und alles in glatt rechts stricken. Etwas schwieriges beachten muss man dabei sonst nicht.
Bei den Ärmeln für den Hirschpullover habe ich z.B. mit Streifen gearbeitet und war sehr zufrieden damit. An einem ganzen Pullover kann ich mir die Streifen daher auch sehr gut vorstellen.
Lisitipp: Wie klappt das mit dem Halsausschnitt?
Für einen Kasten-Pullover nähst Du Vorder- und Rückenteil an den Schultern so zusammen, dass in der Mitte noch eine Öffnung für den Kopf bleibt. Sie muss also groß genug sein, dass er noch durchpasst.
Damit der Halsausschnitt sich nicht einrollt, würde ich hier (wenn nicht schon mit einer Musterborte) immer mit einem Abschluss aus zwei links, zwei rechts im Wechsel (oder eins links, eins rechts im Wechsel ) arbeiten. Dann sieht das Ganze ein wenig sauberer aus.
Lisitipp: Wie klappt das mit den Ärmeln?
Da der Pullover ohne Abnahmen für die Armlöcher arbeitet, entsteht an der Schulter ein „Überhang“: Das heißt, dass die Stelle, wo Ärmel, Vorder- und Rückenteil zusammentreffen, nicht direkt oben an der Schulter sitzt, sondern etwas weiter unten am Oberarm.
Stört mich persönlich jetzt nicht großartig, der Pullover darf unter den Armen und an den Seiten bei mir auch gern mal ein bisschen schlackern.
2. Strickjacken in verschiedenen Varianten
Vor Jahren und Jahren habe ich mich selbst an meiner ersten Jacken-Anleitung versucht und mir einen schönen Janker für mein Dirndl gestrickt. Natürlich mit Zopfmuster und Ajourmuster. Die Anleitung gibt es in mehreren Teilen auf Lisibloggt.
Hier habe ich anders gearbeitet als beim Kasten-Pullover, da der Janker auch an den Seiten schön anliegen sollte. Also gab es sowohl beim Rückenteil als auch den beiden Seitenteilen eine Abnahme für das spätere Armloch.
Bei den Ärmeln habe ich hier auch exakter gearbeitet, und sie mit einer Rundung oben für die Schultern gestrickt. So ist die Passform genauer und die Schulterpartie steht durch die Ärmel nicht so unter Spannung.
Die Einzelteile werden dann zusammengenäht und die Knopfleiste zusammen mit dem Kragen in einem Zug angestrickt.
Lisitipps für einfache Strickjacken
Bei meinem derzeitigen Jäckchen-Dauerprojekt habe ich es ganz ähnlich gemacht, bzw. eine Mischung aus der Janker-Anleitung und meinen Anleitungen für die beiden Kasten-Pullover angewendet.
Die Seitenteile bekommen links und rechts eine Abnahme für das Armloch bzw. den Halsausschnitt.
Das Rückenteil bekommt jeweils links und rechts die selbe Abnahme für das Armloch.
Die Ärmel sind ohne Rundung für die Schulterpartie vom Bündchen an nach oben gestrickt – mit Ajourmuster und regelmäßigen Maschenzunahmen immer am Anfang und Ende bestimmter Hinreihen.
Nachdem die Einzelteile dann zusammengenäht sind, werden mit einer langen Rundstricknadel Maschen rund um die Ränder der Seitenteile und des Kragens aufgenommen und mit zwei links, zwei rechts im Wechsel wird eine Borte angestrickt. Auf einer der beiden Seiten werden im Verlauf die Kopflöcher eingearbeitet.
Lisitipp: Warum nur Muster an den Ärmeln?
Für das Muster habe ich mich entschieden, weil es sehr luftig und edel aussieht. Da sowas aber schnell mal in Kitsch ausarten kann, ist es bei den ersten beiden Jäckchen (Flieder-Lila und Rosa) nur an den Ärmeln.
Derzeit stricke ich es noch in einem etwas schwer greifbaren Puderrot (je nach Licht sieht die Farbe immer wieder anders aus) – hier bin ich ein bisschen mutiger und packe das Muster als breiten Streifen auch auf das Rückenteil.
Dezenter eingesetzt gefallen mir solche Muster einfach besser, sonst wirkt so ein Oberteil schnell überladen und sieht altbacken aus.
Die Anleitung zum Jäckchen wird noch etwas dauern – aber natürlich bekommst Du sie hier wie immer kostenlos von mir. Gerade im Moment stricke ich noch eifrig am Jäckchen – also bekommst Du die Anleitung frühstens im Juni. Mal sehen, wie ich lustig bin.
Lisitipps: Was Neues wagen schadet nie!
Letzten Sommer hatte ich im Urlaub ein extremes Strick-Hoch: Da ging mir alles so extrem flott von der Nadel, dass ich innerhalb einer Woche fast das gesamte Jäckchen von rosa p. nachgestrickt hatte.
Die Jacke ist mit Raglan von oben gestrickt – hierbei ist die Passform natürlich sehr schön für die Ärmel und man spart sich am Ende das Zusammennähen, weil alles in einem Stück gestrickt wird.
Die Anleitung musste ich einfach ausprobieren – ausführlich darüber geschrieben habe ich natürlich auch und über meine Erfahrungen mit der Strick-Anleitung. Sonst bin ich ja ein ziemlicher Anleitungs-Muffel, aber das Jäckchen ist einfach zu schön…
Keine Angst vorm Rumprobieren
Eine Anleitung zu finden, an die man sich rantraut, ist manchmal schwer, zumindest geht es mir so. Oft sind mir gekaufte Anleitungen auch nicht verständlich genug erklärt – ich habe dann beim ersten Durchlesen schon hundert Fragen und verliere die Motivation.
Deswegen bin ich selbst eher der Selbermacher: Ich denke mir was aus und probiere dann so lange rum, bis es für mich passt. Hier sind dann natürlich nicht immer die elegantesten Lösungen dabei, aber es ist ein unheimlich schönes Gefühl, sich ganz unabhängig etwas Eigenes zu entwerfen und es dann auch noch zu tragen sobald es fertig ist.
<<< Der Weg dahin ist nicht frei von Ribbel-Aktionen und erneutem Umrechnen, Aufschreiben und Tüfteln – macht mir persönlich aber immer wieder sehr viel Spaß… >>>
Ein sehr schöner Artikel! Vielen Dank fürs Teilen. 👍
Ich stricke auch nach eigenen Ideen und somit nach eigenen Anleitungen. Ich sehe es auch so das es reine Übungssache und nicht schwer ist sich das selbst zu schreiben. Der grandiose Vorteil: man kann die Muster genau so setzen wie das Projekt vor dem inneren Auge ausschaut. 😊
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Oh, vielen Dank! Frei und nach den eigenen Ideen zu stricken macht so viel Spaß, auch wenn man vielleicht öfter mal was umändern muss. Allerdings: Wenn man nach Anleitungen von anderen arbeitet kann es eben auch mal sein, dass es nicht so funktioniert, wie es sein soll… Und Du hast völlig recht: Man kann das Strickstück wenn man es selbst entwirft ganz genau so anpassen, wie man es selbst schön findet!
Ich sende Dir liebe Grüße,
Deine Lisi
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Vielen Dank für die tollen Anregungen. Danke!!!@
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Liebe Elisabeth,
Aber sehr gerne doch.😊 Einen schönen Sonntag dir und liebe Grüße,
Deine Lisi
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Deine Srickjacken sind wunderschön. Das Sparsame einsetzen von Lochmuster an Rücken oder Ärmeln gefällt mir sehr. Es macht das Werkstück edel.
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Oh vielen lieben Dank! Was für ein schönes Lob. Das muster eher sparsam einzusetzen macht das Ganze immer ein bisschen interessanter, finde ich…
Liebe Grüße,
Deine Lisi
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Der Hirschpulli ist ja cool! Und danke für die ganzen Tipps!
LG Bastelschaf
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Oh vielen Dank! Ich mag ihn auch sehr…
Liebe Grüße,
Deine Lisi
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Liebe Lisi, du machst einem richtig Mut etwas Neues zu probieren. Ich bin bei Tüchern, Stulpen, Loops usw. der absolute Freestyler. Bei Kleidungsstücken hangel ich mich aber gern an Anleitungen entlang. Bedenken, etwas zu ändern und anzupassen, habe ich aber nicht. Danke für deine tollen Tipps. LG Undine
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Liebe Undine,
was für ein lieber Kommentar, vielen Dank! Das muss auch jeder für sich selbst so wählen, wie man sich wohlfühlt. Nur so kann es auch Spaß machen, das ist das Wichtigste finde ich. 🙂
Liebe Grüße aus Regensburg,
Deine Lisi
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