„Wie schnell Du das immer machst!“ – wie oft habe ich diesen Satz schon gehört und wie oft war mir das schon peinlich. Weil mir Komplimente generell eher unangenehm sind bzw. ich dann nie weiß, was ich sagen soll. Schnell und gut organisiert zu sein ist sooo streberhaft! Aber so bin ich. Und vielleicht helfen meine Tipps ja dem ein oder anderen von euch weiter.
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Dann höre Dir doch einfach diesen Artikel an – in der Audio-Version, gelesen von Lisi höchstpersönlich. Mit zusätzlichen Infos und Tipps. Viel Spaß!
Das Leben tobt
Das ist also dieses Erwachsensein, von dem alle immer geredet haben. Das man sich schwärmerisch bunt ausgemalt hat – all die Möglichkeiten, Unabhängigkeit und selbst entscheiden dürfen, wann man was macht.
Oft fühlt sich dieses „Dürfen“ dann eben an wie „Müssen“ – denn was einem keiner gesagt hat ist, dass Verantwortung für das eigene Leben, die eigene Arbeit, den Partner (und dann im nächsten Schritt vielleicht auch noch Kinder) einem auch ganz schön Angst machen kann.
Aber so ist es eben. Das Leben tobt, wir sind erwachsen, deal with it.

Das Jahr 2019 war für mich in vielerlei Hinsicht anders, als die Jahre zuvor. Seit der Herr Gemahl zu seiner Arbeitsstelle pendelt, sehen wir uns natürlich weniger lang – also sind die Morgen und Abende unter der Woche sehr straff durchgetaktet.
Ich konnte mich zwar schon vorher gut organisieren, aber neben unserer Ehe, meiner Arbeit in der Medienwelt und meinem geliebten Blog finden ja auch noch andere Dinge statt: Soziale Kontakte und Freundschaften wollen gepflegt, die Family besucht, Urlaube geplant, Feste gefeiert werden…
Kurz gesagt: Wenn ich für all das keinen Plan und keine festen Gewohnheiten hätte, würde mir alles flöten gehen und nichts klappen.
Und was hat das mit Stricken zu tun?
Im Laufe des letzten Sommers habe ich mal meinen gesamten Garnvorrat gesichtet, sortiert und rigoros entschieden, was noch verwendet wird und wenn ja wofür. Jetzt wohnen wir schon 10 Jahre in Regensburg in derselben Wohnung und einiges an Garn hat sich seit dem Einzug nicht vom Fleck bewegt.

Dabei hatte ich auch noch so viele schöne Knäuel vom Tag der Wolle 2017 und vom Tag der Wolle 2018 des OZ-Verlags – nur was macht man eben mit 1-2 Knäueln, wenn man nicht schon wieder Stirnbänder oder Mützen stricken mag?
Seit ich all mein Garn sortiert habe, geht es mir im Kopf damit so viel besser. Ich weiß, was ich habe und was ich daraus machen möchte. Deswegen sind lange noch nicht alle Reste verplant oder aufgebraucht und es liegen trotzdem immer mindestens 10 Sachen rum, die angefangen aber noch längst nicht fertig sind.
Aber die Grund-Ordnung dahinter fühlt sich gut an.
1. Vorhandenes Garn sortieren
Ich habe mir hierfür mal ein paar Stunden am Wochenende Zeit genommen und zuerst eine große Decke auf dem Wohnzimmerboden ausgebreitet. Dann bin ich an meine zig Garnschubladen, Schränke und Truhen gegangen und habe alles Garn, das ich besitze auf der Decke ausgebreitet.
Dann gab es erst mal einen „will-ich-definitiv-behalten“-Haufen und einen „meine-Güte-das-würde-ich-nie-zu-was-verstricken“-Haufen. Gute Wolle, die einem aber eben leider nicht gefällt, kann man prima beim Gebrauchtwarenhof abgeben.Oder habt ihr vielleicht im Bekanntenkreis jemanden, der im Kindergarten oder in einer Grundschule arbeitet oder anderweitig immer dankbar ist für Wollreste zum Basteln?
2. Alte Projekte entweder ribbeln oder fertigmachen
Nicht schummeln – angefangene Urzeit-Projekte kamen bei mir auch auf die Decke. Angefangene Socken, ein paar unschöne Handstulpen und noch so einiges.
Du kennst Dich selbst am besten und weißt ganz genau, welche Projekte Du ohnehin nie wieder anrühren würdest. Kannst Du die Wolle noch anderweitig verstricken? Dann wird geribbelt und das Garn neu aufgewickelt.
Würdest Du das Garn eh nicht weiter verwenden, dann wird es aussortiert. Geribbeltes oder Reste-Garn kann man auch wunderbar als Füllmaterial für Amigurumi-Tiere oder Ähnliches verwenden.
3. „Projekt-Bündel“ schnüren
Als ich das ganze „behalten“-Garn dann auf einen Blick gesehen habe, sind mir verschiedene Ideen gekommen, wie ich die Garne zusammenfassen kann: Ein flauschiges Dreieckstuch aus verschiedenen Knäueln, die farblich schön zusammengepasst haben, verschiedenes Baumwoll-Garn (das sich toll für kleinere Babysachen eignet), Sockenwolle in allen Farben etc.

Denk Dir am besten gleich aus, was Du mit den Garnen anstellen willst. Schals oder Dreieckstücher (egal ob gestrickt oder gehäkelt) haben den Vorteil, dass man dafür auf einmal gleich eine große Menge verwenden kann.
Ich habe das Garn in Kategorien eingeteilt: „Baumwolle für Babysachen“, „Sockenwolle“, „dicke Wolle für Loopschals“, „flauschige Wolle für Dreieckstücher“ und die vielen, vielen Janker-Garne, aus denen ich dann im Juli meine Grannysquare-Decke gehäkelt und danach noch die passenden Kissenbezüge mit Zopfmuster gestrickt habe.
Die entsprechenden Garne kamen dann alle nach Kategorie in einen Beutel, mit Zettel dran (damit ich auch in ein paar Monaten noch weiß, was ich mir dabei gedacht habe).
So verpackt kamen die Beutel dann alle in meine Garn-Truhe.

Lisitipp: Dein Garn an nur einem Ort aufzubewahren hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen musst Du nicht suchen, an welchem Deiner „Garn-Verstecke“ sich ein bestimmtes Garn verbirgt.
Zum anderen hast Du immer den Überblick, wieviel wovon noch da ist. Ich weiß schon – das braucht viel Platz und Disziplin, aber so klappt es eben am besten.
4. Eine Projekte-Liste erstellen
Als alles mal in die verschiedenen Beutel sortiert war, war ich ganz selig und voller Tatendrang: Das Garn im Gesamten anzuschauen hat mich zu so vielen schönen Projekten inspiriert!
Umso wichtiger, das alles aufzuschreiben. So eine Liste ist ein kleiner Trick, mit dem Du erstens nicht vergisst, was Du Dir zum Garn für Gedanken gemacht hattest. Zweitens kannst Du beim Aufschreiben schon vom Gefühl her ausloten, worauf Du am meisten Bock hättest im Moment.Wenn eins der ausgedachten Projekte bei Dir eher das Gefühl „uuaah – das schieb ich mal lieber ganz lang vor mir her“ auslöst, solltest Du vielleicht überlegen, etwas anderes mit dem Garn zu machen. Herausforderungen sind ja immer gut, aber sich mit einer Strick- oder Häkelarbeit zu quälen verfehlt irgendwie den Sinn, finde ich.

Du schreibst die Liste auch nicht, um Dich selbst unter Druck zu setzen (was Du wann, wie machst, entscheidest Du ja ohnehin selbst). Sie hilft Dir eher dabei, nicht den Überblick zu verlieren und dient als Entscheidungshilfe, womit Du anfängst oder womit Du weitermachen willst.
5. Garn nur noch in Projekt-Mengen kaufen
Mein großer Vorsatz: Schon beim Garnkauf daran denken, was ich eventuell damit anstellen möchte. Das hört sich jetzt so an, als würde ich gar kein Garn mehr kaufen, wenn ich mir mal schnell denke: „Oh wie schön das ist, ich muss es haben!“Wenn mir ein Garn so gut gefällt, dann kaufe ich es. Aber eben in einer guten Menge (aus der man einen Pulli, einen Cardigan oder eben ein Tuch stricken kann). Wenn Du Dir mit den Mengen nicht sicher bsit, frag bei den Mitarbeitern nach. Ich war bislang in keinem Wollgeschäft, in dem ich nicht exzellent beraten wurde, was die Mengen angeht (und ein bisschen Rest über zu haben ist auch nicht wild).
Das Garn für mein Streifen-Tuch „Berliner Flausch“ zum Beispiel habe ich extra hierfür gekauft und auch so gut wie komplett dafür verstrickt.
6. Einfach mal T-U-N
Könnte, müsste, wollte… Wir alle haben unsere Baustellen oder ungeklärte Ecken Zuhause, die wir längst schon mal ausmisten wollten. UFOs, die wir längst mal fertigmachen wollten. Aber wollen ist nicht machen.
Also einfach mal tun! Hol Deine Garne und unfertigen Projekte raus, mach Dir einen Plan und leg los. Was Schlimmeres, als dass Du anschließend was Schönes gehäkelt oder gestrickt hast, wird Dir nicht passieren.

Und achte darauf, dass es trotzdem Spaß macht. Wenn Dich ein Projekt gerade etwas anödet, leg es weg und schieb was Kleines dazwischen, das schnell geht (für’s Erfolgserlebnis).
Wenn Dich zu viele Projekte gleichzeitig ablenken, legst Du die, an denen Du gerade nicht arbeitest, einfach außer Sichtweite zu Deinen Garnvorräten. Da können sie dann geduldig warten, bis Du wieder Lust auf sie hast.
Wenn ich an einem Projekt arbeite, das mir nicht mehr so viel Lust macht und ich gerne etwas Neues machen möchte, “ darf“ ich erst mit dem dNeuen anfangen, wenn ich das „stinkige“ fertig habe. So macht das Neue umso mer Spass, denn das Alte ist fertig und liegt mir nicht mehr auf.
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Liebe Christine,
vielen Dank für Deinen Kommentar! Da bist Du sehr diszipliniert, sowas bewundere ich immer. Wenn ich mal keine Lust mehr auf etwas „stinkiges“ habe (was für eine herrliche Beschriebung!) dann packe ich es meistens weg… Aber Du hast Recht – wenn man es gleich fertig macht, entstehen nicht so viele UFOs. 🙂
Liebe Grüße,
Deine Lisi
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Hallo Lissi, habe auch zwei Ufos rumliegen, bingerade dabei das eine wieder aufzurubbeln. Was mich am meisten ärgert ist, dass ich das Garn für einen Pulli zu stricken kaufe, das UFO wieder aufziehe und dann meistens ein Dreiecktuch od. Schal stricke. So ist aus dem Wunschprojekt letztendlich was anderes geworden. Aber egal, Hauptsache es macht Spaß.
Liebe Grüße Elke
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Liebe Elke,
das finde ich auch immer – Hauptsache, man hat Freude daran etwas selbst zu machen. 🙂
Liebe Grüße,
Deine Lisi
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Ich organisiere alles über Ravelry. Listen auf Papier würden bei mir nur verloren gehen. Und auf der Plattform hat man immer alles schön im Blick und kann alles untereinander verlinken. Für mich perfekt. 🙂
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…das ist toll, ich wusste gar nicht, dass man Ravelry auch so benutzen kann! 🙂 Ich muss sagen, ich hab mich mit dem Portal noch so gar nicht auseinandergesetzt… Vielleicht sollte ich das mal tun.
Liebe Grüße,
Deine Lisi
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Oh das solltest du wirklich. Ravelry bietet unheimlich viele Möglichkeiten! 😉
Lg, Steffi
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