Norwegermuster bzw. das mehrfädige Stricken waren für mich lange Zeit ein Mysterium: Wie soll man bitte die Fäden gut halten, wie wird das Maschenbild schön gleichmäßig und warum verzieht sich am Anfang alles so unschön? Nach ein paar Monaten Übung, gefolgt von mehreren Jahren Erfahrung kann ich sagen: So schwer wie gedacht, ist es nicht. Was Du beachten solltest, liest Du hier.
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Dann höre Dir doch einfach diesen Artikel an – in der Audio-Version, mit zusätzlichen Anekdoten, Infos und Tipps. Viel Spaß!
Wie funktioniert das überhaupt?
Bevor ich mich überhaupt Mal an Norwegermuster herangewagt habe, hat es lange gedauert. Vielleicht geht Dir das ja ähnlich – wobei das natürlich auch Typsache ist: Ich brauche immer etwas Bedenkzeit, bevor ich mich an eine neue Stricktechnik wage.
Warum das so ist? Ich hab natürlich Angst, zu Scheitern und mich dann schlecht zu fühlen. Kein guter Ansatz für kreative Entfaltung, ich weiß. Aber ich habe mir fest vorgenommen, mutiger zu sein.
Mit den folgenden Tipps zeige ich Dir, wie ich mich an Norwegermuster herangetastet habe und wie sie mittlerweile zu meinen liebsten Stricktechniken gehören. Wenn Du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Technik suchst, schau gerne in meine Basis-Anleitung zum Stricken von Norwegermustern rein.
Tipp 1: An kleinen Projekten üben
Am besten fängst Du erst Mal mit etwas Kleinem an, an dem Du alles Mal ausprobieren kannst: Wie fühlt es sich überhaupt an, mit zwei oder mehreren Fäden gleichzeitig zu stricken?
Hierfür eignen sich zum Beispiel:
- Pulswärmer (in Runden gestrickt)
- Ein Sockenschaft (auch in Runden)
- Topflappen (doppelt, in Runden)
- eine Mütze aus dickem Garn (zum Beispiel diese bunte Norwegermütze hier)
Lisitipp: In Runden zu stricken hat bei Norwegermustern den Vorteil, dass Du keine Rückreihen stricken musst. Das geht mehrfarbig natürlich auch, ist aber für den Anfang sehr fieselig.
Tipp 2: Fadenspannung beachten
Das Wichtigste ist, ein Gefühl für die richtige Fadenspannung zu entwickeln. Die Farben, die Du nicht aktiv benutzt, um eine Masche zu stricken, werden hinter der Arbeit entlanggeführt (lies hierzu bitte auch den nächsten Punkt zum regelmäßigen Verschränken).
Diese „losen“ Fäden hinter der Arbeit dürfen nicht zu sehr unter Spannung stehen, sonst wird das Strickstück zu eng oder (bei zu engen Fäden) es wellt sich sogar.
Das musste ich schmerzlich erfahren, als ich meine ersten Julekuler gestrickt habe: Die anfänglichen Exemplare der gestrickten Christbaumkugeln waren so unförmig, dass ich sie wieder aufribbeln musste.
Tipp 3: Regelmäßiges Verschränken
Damit die Fäden auf der Innen- oder Rückseite gut aufgehoben sind, werden sie regelmäßig mit den „aktiven“ Strickfäden verschränkt. Das bedeutet, dass Du im Schnitt alle 5 Maschen das „nicht aktive“ Garn einmal um den „aktiven“ Garnfaden legst, und sie somit „einstrickst“.
Tipp 4: Mehr Maschen einplanen
Aus langjähriger Erfahrung kann ich sagen: Ich stricke bei Norwegermustern immer enger, als mit nur einem Garnfaden. Also plane ich generell immer mehr Maschen ein, damit die Strickerei am Ende auch wie gewohnt passt.
Vor allem bei Socken ist mir das stark aufgefallen – normalerweise stricke ich Damensocken mit 14 Maschen pro Nadel, bei Norwegersocken mindestens mit 16, wenn nicht sogar 18 pro Nadel.
Bei Handschuhen ist es Dasselbe – damit sie nicht spannen und man bequem hinein und wieder herauskommt, rechne ich hier mit mehr Maschen.
Tipp 5: Norwegermuster „richtig“ lesen
Eigentlich sehr banal, aber man muss es eben wissen: Norwegermuster „liest“ Du andersherum, als Du es gewohnt bist. Normalerweise liest Du einen Text ja von oben links nach unten rechts.
Da Du aber beim Stricken von rechts nach links und von unten nach oben arbeitest, liest Du auch die Mustervorlagen beginnend von unten rechts: Dort findest Du die erste Reihe und die erste Masche und arbeitest Dich dann von Reihe zu Reihe nach oben, immer von rechts nach links in „Strick-Richtung“.
Tipp 6: Langsam steigern und selbst kreativ werden
Wenn Du den Dreh Mal raus hast, kannst Du mit der Technik unzählige tolle Projekte umsetzen und auch selbst Muster entwerfen. Meine liebsten Anleitungen verlinke ich Dir in dieser Liste:
- Norwegerstirnband zum Knöpfen
- Norwegerschal mit Hahnentrittmuster
- Norwegersocken mit Herzmuster
- Norweger-Türkranz
Um eigene Muster zu entwerfen, schau gerne in meinen Artikel zum Erstellen eigener Mustervorlagen rein.
Tipp 7: Das eigene Stricken beobachten
Je nachdem, wie lange Du schon strickst wirst Du merken, dass es sich mit der Zeit vielleicht verändert: Ich habe am Anfang immer sehr eng gestrickt – mit ein paar Jahren Übung wurde es dann ein bisschen lockerer.
Wenn Du dein eigenes „Strickverhalten“ im Auge behältst (ob du eher eng, mittel oder sehr locker strickst) und schon Erfahrung mit Norwegermustern gesammelt hast, kannst Du solche Projekte auch besser einschätzen: Wie viele Maschen solltest du einplanen? Nach wie vielen Maschen solltest Du die Fäden verschränken?
All das kommt Dir am Anfang wie böhmische Dörfer vor, wird mit der Zeit aber zur Routine. Auch wenn der Weg dahin über Fluchen und Ribbeln führt, es lohnt sich.
Danke für diese hilfreichen Tipps, ich werde mich im Herbst auch mal an etwas Kleines wagen.
Geschmunzelt habe ich ich, als ich gesehen habe, dass nicht nur ich Excel zum Stricken einsetze. Mir hilft Excel zum Beispiel auch bei einem Streichplan von Abnahmen.
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Ich verschränke sogar alle 2.te Masche, so ist es auch beim überziehen über eine bluse mit Knöpfe kein Thema.
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Liebe Lisi, vielen Dank für deine tolle Erklärung. Mir spukt schon seit längerem ein zwei Farben Projekt durch den Kopf. Jetzt werde ich mich daran wagen mit deiner super guten Erläuterung. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und freue mich schon auf die nächsten Folgen/Infos.
Alles Liebe isa
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Liebe Isa,
vielen Dank für diesen lieben Kommentar – ich wünsch dir viel Spaß beim Loslegen!
Liebe Grüße,
Deine Lisi
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Wirklich super erklärt.👍
Ich stricke seit vielen Jahren Norwegermuster und ich habe genau die selben Erfahrungen gemacht.
Heute stricke ich fast alle Pullies in Runden, weil es viel einfacher ist.🙂
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Liebe Christine – vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Dann geht es dir ja wie mir – ich stricken auch am liebsten in Runden.
Liebe Grüße,
Deine Lisi
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