Seit der Entdeckung des Subversive-Crossstitch bin ich total begeistert von der Idee, ungewöhnliche Sprüche, Wörter oder Botschaften als kitschige Deko zu verpacken. Kitschig ist hier das Entscheidende: Das taugt mir nämlich sehr gut. Für Blumen, Punkte, Schmetterlinge und Rosa bin ich einfach zu haben. Die Anleitung für dieses tolle „Mumpitz“-Wadbild geht ganz leicht.
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Du hast es vielleicht schon geahnt: Ich stehe total auf Kitsch. Das können Etageren aus geblümten Sammeltassen mit Goldrand sein, umhäkelte Stoff-Untersetzer mit Punkten und Blümchenstoff, gehäkelter Schmuck mit rosa Perlen und rosa Stoffband oder mein fabelhaftes Teeservice mit passendem Servierteller, auf dem ich meine Mini-Gugelhupfe mit pinkem Zuckerguss oder meine rosa Einhornplätzchen servieren kann.
Irgendwie lassen die Farben, Blumen und Punkte mein Herz aufgehen, auch wenn ich sonst nicht ein einziges rosa Kleidungsstück besitze oder mir die Nägel rosa anmale. Es muss also nicht alles verkitscht und verblümt rosa sein.
„Nur Künstler dürfen auf Leinwände malen.“
So hab ich früher immer gedacht. Schon als Kind habe ich wahnsinnig viel gemalt, Kunst war immer eins meiner Lieblingsfächer. Mit Leinwand und Acrylfarben zu malen hat bei mir recht spät begonnen, vor 10 Jahren um genau zu sein. Ich dachte immer, dass Leinwände und „richtige“ Farben teuer und eben nur für Künstler sind. Aber was definiert einen zum Künstler? Wenn man seine Bilder auch verkauft?
Seit der DIY-Welle der letzten Jahre gibt es Farben und Leinwände auch in Discounter-Supermärkten und nicht nur ganz regulär in Läden mit Künstlerbedarf oder im Kunstfachhandel. Also definiere ich mich hiermit als Künstlerin und male auf Leinwand.
Lisitipp: Motiv aussuchen
Natürlich will ich Dir (wie immer) nicht vorschreiben, welche Botschaft Dein Wandbild verkünden soll. Ich habe mich für das Wort „Mumpitz“ entschieden, weil es so herrlich außergewöhnlich ist und viel mehr benutzt werden sollte. „Schmarrn“ wäre meine zweite Wahl gewesen. Das Ganze drumherum (der goldene Rahmen mit den Blumen und der getupfte Hintergrund) dient nur der besseren Präsentation der eigentlichen Message.
Gut verpackt kann man auch mal eine saftige Beleidigung à la „F*** off“ oder ähnliches an seine Wand hängen – die kitschgen Blumen und der Goldrahmen werden dafür sorgen, dass sich niemand angegriffen fühlt.
Was Du brauchst:
- eine Leinwand (ca. 40 x 60 cm oder in der Größe Deiner Wahl)
- Acrylfarben (Türkis, Weiß, Schwarz, Pink, Gelb, Grün)
- Goldlack
- Pinsel in verschiedenen Stärken
- Zeitungspapier, einen Bleistift, eine Schere
- ein Gefäß mit Wasser, um die Pinsel auszuwaschen
Schritt 1: Den Rahmen vorzeichnen
Um den ovalen Rahmen vorzuzeichnen, nimmst Du eine Zeitungs-Doppelseite und faltest sie entlang der Falzen zwei Mal zusammen (so, wie sie auch normalerweise zusammengefaltet ist). Jetzt kannst Du ein gleichmäßiges Oval ausschneiden, indem Du (ähnlich wie beim Papier-Schneeflocken basteln) ein Viertel des gewünschten Ovals aufzeichnest und es ausschneidest.
Wenn Du das Zeitungspapier dann auffaltest, hast Du ein gleichmäßiges Oval, das Du mittig auf die Leinwand legen und drum herum zeichnen kannst. Hierzu nimmst Du einen Bleistift. Wenn Du möchtest, kannst Du dem Rahmen noch Verzierungen zufügen, aber er wirkt auch schon toll, wenn er ganz glatt und eben ist.
Schritt 2: Blumendeko platzieren
Die Blumendeko habe ich bei meinem Wandbild oben links und unten rechts am Rahmen platziert. Wenn Du vorab wenigstens die Umrisse der geplanten Blumen einzeichnest, hast Du für später einen Anhaltspunkt für die Schrift in der Mitte. So weißt Du anschließend beim Aufmalen der Schrift, wie nah sie an den Rand heranreichen darf, um später nicht unter den Blumen zu verschwinden.
Schritt 3: Den gepunkteten Hintergrund aufmalen
Jetzt kommt die Farbe zum Einsatz: Mit einem großen Pinsel trägst Du die pastell-türkise Farbe auf. Ich habe mein Türkis (bzw. ist es eher Petrol) vorher mit einer ordenlichen Portion weißer Farbe gemischt, damit es schön gedeckt wirkt. Die Punkte sollen ja auch gut zur Geltung kommen.
Wie Du siehst, verschwindet zumindest der äußere Teil der Blumen-Vorzeichnung gleich wieder unter der Farbe. Also könnte man das Vorzeichnen auch gleich weglassen, ich hatte da zu Anfang nicht gründlich drüber nachgedacht, ob es sinnvoll ist, oder nicht.
Jetzt folgen noch die Punkte: Nimm hierfür ein geeignetes Stempel-Werkzeug, damit sie alle gleich groß werden: Einen Korken, einen selbst geschnitzten Kartoffel-Stempel oder (wie bei mir) den Deckel einer kleinen Flasche mit Schraubverschluss.
Die gestempelten Punkte müssen nicht auf Anhieb perfekt sein, Du kannst Sie anschließend noch ganz ausmalen und abrunden. Der Stempel dient nur dazu, dass sie alle gleich groß werden und Du sie leichter in gleichmäßigen Abständen platzieren kannst.
Lisitipp: Auch an den Rändern stempeln
Der Hintergrund soll ja so aussehen, als wäre es ein Ausschnitt einer gleichmäßig gepunkteten Fläche. Also musst Du auch an den Rändern und teils in den ovalen Rahmen hineinstempeln, sodass halbe Punkte entstehen. So sieht das Ganze gleich viel schöner aus.
Schritt 4: Den Goldrahmen auftragen
Den Lack, mit dem ich hier arbeite, habe ich auch schon bei meiner Anleitung für Ostereier mit Goldlack verwendet. Ich bin sehr begeistert von der guten Deckkraft – man braucht nicht viel davon, um eine gleichmäßige, gut abgedeckte Gold-Oberfläche zu bekommen.
Hier musst Du jetzt sehr akkorat malen. Eventuelle Patzer mit dem Türkis von vorher verdeckt der Goldlack ja jetzt wieder an den Rändern. Aber der Goldrand muss gut sitzen. Wenn doch mal ein Malheur passiert, muss Du es eben mit Weiß oder Türkis ausbessern.
Schritt 5: Den Schriftzug vorbereiten
Jetzt wird’s spannend: Die Schrift in der Mitte. Hierfür habe ich mich ein bisschen auf Pinterest herumgetrieben. Wer auf Pinterest „hand lettering“ eingibt, erhält viele tolle Beispiele und Buchstaben-Vorlagen.
Zeichne den Schriftzug am besten erst mal auf ein Blatt Papier damit Du abschätzen kannst, wie Du ihn dann später auf der Leinwand anbringen musst, damit er mittig ist.
Mit einem Bleistift kannst Du dann die Linien vorsichtig aufmalen. Die schwarze Acrylfarbe lässt den Bleistift später wieder vollständig verschwinden.
Für den Schriftzug braucht man ein wenig Fingerspitzengefühl und einen dünnen Pinsel. Je nachdem, wie sauber Du die Buchstaben eben haben möchtest. Sie können auch einfach mit einem groben Pinsel wie in Handschrift aufgetragen werden. „Hand-lettering“ ist ja eigentlich auch nichts anderes als Handschrift, allerdings ist es gar nicht so einfach, etwas nach lockerer Handschrift aussehen zu lassen. Mit ein bisschen Übung geht das aber.
Schritt 6: Kitschige Rosen-Deko
Wenn Du jetzt denkst: „Och nööö, sowas kann ich gar nicht!“, kann ich Dich hoffentlich beruhigen: So schwer ist es nicht. Ich dachte früher immer, dass nur ganz exakt aufgemalte Blüten auch wie Blüten aussehen.
Aber eigentlich müssen es nur ein paar Kleckse heller oder dunkler Farbe an den richtigen Stellen sein. Unser Auge erfasst die Umrisse, sendet die Reize an unser Hirn und unser schlauer Denkapparat spuckt zum Beispiel das Ergebnis „Rose“ aus. Ich zeige Dir jetzt Schritt für Schritt, wo welche Farbe hinkommt, damit es nach Rosen aussieht. (Hui, da komme ich mir gleich wie Bob Ross in „The joy of painting“ vor!)
Zuerst malst Du einen großen ausgefransten Punkt in Zartrosa auf. Man sollte immer mit der hellsten Farbe anfangen, dunkler kann man das Ganze später ja immer noch machen.
Dann nimmst Du ein käftiges Pink und betupfst damit die linke Seite des rosa Kleckses. Achte darauf, dass der Verlauf der Farbe von links nach rechts schwächer wird. Also beginnst Du mit viel pinker Farbe ganz links und tupfst Dich dann in Richtung rechts bis zur Mitte hin. Ein paar ganz kleine Kleckse Pink dürfen auch nach rechts.
Jetzt mischst Du das Pink mit einer Winzigkeit Schwarz, sodass ein Lila-Ton entsteht und tupfst wieder auf der linken Seite damit herum. Aber wirklich nur hier und da. Dann nimmst Du wieder das zarte Rosa und tupfst diesmal von rechts nach links, wobei Du es ab der Mitte weniger werden lässt.
Jetzt fehlen in der Mitte nur noch ein paar Kleckse in Pink und ein paar Tupfen Gelb dort, wo der Blütenstempel sitzen soll. Und fertig ist die Rose. Von Nahem siegt das Ganze nicht so spektakulär aus. Aber von weiter weg eben schon.
Mit einem hellen Grün bekommt die Blüte jetzt noch ein paar Blätter drum herum und ein paar kleine Zweige, an denen weitere kleine Blüten oder Blütenknospen wachsen. Bei den Knospen machst Du es genauso mit den Farben: Erst ein zartes Rosa, dann auf der einen Seite ein kräftiges Pink.
Die grünen Blätter und Stiele betupfst Du noch mit etwas Gelb hier und da, damit sie noch ein bisschen besser zur Geltung kommen. Ein bisschen Übung braucht man schon, aber wie Du siehst, ist es an sich nicht schwer.
Du kannst vorab auch mal mit den Acrylfarben üben – auf einer Pappe zum Beispiel. Wenn das Bild getrocknet ist, kannst Du es auch schon aufhängen oder auf eine Kommode oder ein Sideboard an die Wand gelehnt hinstellen.
Lisitipp: Entwirf Dein eigenes Bild
Wie immer möchte ich Dir noch ein paar Anregungen mit auf den Weg geben, weil es so viele tolle Möglichkeiten gibt, diese Idee ganz individuell für Dich abzuwandeln:
- Hintergrund: Statt dem Türkis und Petrol und Punkten kann ich mir den Hintergrund auch wunderbar in Altrosa mit Herzchen vorstellen. Kitsch ahoi sozusagen. Damit das Bild romantisch-kitschig aussieht, solltest Du Pastelltöne wählen. Wobei ich mir den Hintergrund auch ganz toll in Schwarz mit grauen Punkten vorstellen kann. Die Rosen dann in kräftigem Rot und Gelb … Hach, ich glaube, ich muss mir noch so ein Bild malen!
- Goldrahmen: Die Form kann auch eckig oder rund sein, oder Du stellst Das Bild einfach hochkant! So hast Du mehr Platz für den Schriftzug und könntest sogar ein kleines Gedicht platzieren. Oder eine Ode an Guacamole?
- Blumen: Wenn Du die Blumen nicht malen möchtest, kannst Du stattdessen auch große künstliche Blüten mit der Heißklebepistole aufkleben. Dann wird das Bild gleich ein bisschen plastisch.
<<< Immer, wenn ich das Bild anschaue bin ich erstaunt, wie froh mich der Kitsch macht. Und ich nehme mir vor, das Wort „Mumpitz“ ab jetzt wieder viel öfter zu verwenden. >>>
Hallo Lisibloggt,
Tolle Idee mit dem Wandbild. Klasse Anleitung dazu.
Viele Grüße
Creativ Traum
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Oh, vielen lieben Dank! 🙂
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Oh Lisi,
da geht einem das Herz auf! Es sieht so hübsch aus und du schreibst echt toll!! Mir geht es ähnlich, gerade das Geschirr mit dem Goldrand und den Blumen von den Omas zieht mich total an… Und dann, genau wie du es geschrieben hast, ein wenig Kitsch und alles ist perfekt 😉
Ich wünsche einen schönen Abend und verbleibe mit liebsten Grüßen,
Pauline ♥
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Liebe Pauline,
was für ein toller Kommentar, ich danke Dir! Ich wusste doch, dass ich viele Gleichgesinnte habe, denen ein bisschen Kitsch und Goldrand genauso gut gefällt wie mir. 🙂
Liebste Grüße aus dem schönen Regensburg,
Deine Lisi
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